Bei einem unserer ersten Delegationsbesuche wurde uns das gerade am Yerer Mountain errichtete „ Literacy-Tent“ gezeigt. Ein Zelt mit Platz für vielleicht zehn Personen. Im Zelt sind mehrere Kinder und Jugendliche und auch einige ältere Menschen versammelt. Vor ihnen eine Tafel für Anschrieb mit Kreide. Auf der Tafel einzelne Wörter in Oromifa und daneben kleine Zeichnungen. Alle hier Versammelten wollen Lesen und Schreiben lernen!
Die Augen der Kinder sind schwarz verklumpt mit Fliegen. Was für ein schrecklicher Anblick! Die Kinder tun es leid. Wir erfahren, dass es hier oben am Yerer kein Trinkwasser gibt und nicht einmal hinreichend sauberes Wasser, mit dem man sich waschen könnte. Aufgrund mangelnder Hygiene sind die Augen voller Fliegen! Im Rückblick auf unsere ersten Erlebnisse waren wir uns schnell einig: Wir wollen etwas tun für die Gesundheit und für die Bildung!
Wir haben dann am Yerer einen Brunnen in 110 m Tiefe gebohrt, und Wasser in ausreichendem Masse und in guter Qualität gefunden mit dem mehr als zehn Jahre zwei Dörfer mit 500 Haushalten mit frischem Wasser versorgt werden. Das Wasser wurde chemisch analysiert und für gut befunden. Vom Bohrloch haben wir Leitungen in die Dörfer verlegt und dort jeweils einen größeren Wassertank installiert. Zu bestimmten, geregelten Zeiten können die Dorfbewohner dort aus den Wassertanks Trinkwasser in die von ihnen mitgebrachten Behälter abfüllen lassen. Seitdem ist die Krankheits- und Kindersterblichkeitsrate in den Dörfern zurückgegangen. Und weniger Dorfbewohner ziehen aus ihren Dörfern weg in die Stadt, weil jetzt die Versorgung mit Trinkwasser im Dorf funktioniert.
Nach Fertigstellung wurde die Trinkwasseranlage dem Wasserwirtschaftsamt der woreda (vergleichbar einer Kreisverwaltung) übergeben. Die Wasserversorgung in den zwei Dörfern am Yerer lag nun in ihrer Verantwortung. Dazu gehörte eine regelmäßige Wartung der Anlage und anfallende Reparaturen. Die woreda hat ihre Verantwortung jedoch nur sehr unzureichend wahrgenommen. Vor etwa drei Jahren ist die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen. Erst bei unserem letzten Besuch im November 2024 entstand eine Initiative, die Trinkwasserversorgung wieder in Gang zu setzen. Es zeigte sich, dass inzwischen Teile der Anlage „abhandengekommen“ waren, die jetzt neu angeschafft werden mussten. Vor allem aber musste die Tauchwasserpumpe (submersible pump) ersetzt werden.
Während unseres Besuches haben wir Kontakt aufgenommen zum Diakonischen Werk (DASSC) der Mekane Yesus Kirche (EECMY). Sie haben zugesagt, einen LKW und einen Kran aus ihrem Fuhrpark unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die woreda hat zugesagt, die mit der Wiederherstellung der Versorgung verbundenen erheblichen Kosten zu übernehmen. Die Anschaffung einer neuen Tauchpumpe wurde aus Sponsorengeldern bezahlt. Jetzt hoffen wir, dass bis Ende des Jahres wieder Trinkwasser zu den Menschen fließt. God willing – so würden jetzt unsere äthiopischen Freunde sagen…